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28.02.2012

Erster Manufakturen-Tag im Auswärtigen Amt ein voller Erfolg


Den Anfang des Tages markierte die erste Manufakturen-Tagung "Handmade in Germany". Am Nachmittag wurde das durch die Initiative Deutsche Manufakturen angeregte und vom Verlag Deutsche Standards realisierte Buch „HANDGEMACHT“ vorgestellt.

Die feierliche Enthüllung wurde begleitet durch Reden von Staatministerin Cornelia Pieper, Herausgeber Prof. Dr. Peter May und Michael T. Schröder, Vorsitzender der Initiative Deutsche Manufakturen. Im Anschluss begrüßten Bundesminister Dr. Guido Westerwelle und Herausgeber Dr. Florian Langenscheidt 100 geladene Gäste zu einem feierlichen Gala-Dinner. Ehrengäste des Auswärtigen Amts waren 23 internationale Journalisten aus Ländern wie Großbritannien, Kanada, USA und China.

Lesen Sie im Folgenden mehr über die Veranstaltungen im Rahmen des Manufakturen-Tages im Auswärtigen Amt. Bilder zur Tagung finden Sie hier.

Fachtagung „Handmade in Germany“

Zur Fachtagung geladen waren Wirtschaftsvertreter, Repräsentanten der Manufakturen und politische Akteure. Nach zwei Keynotes folgte eine angeregte Podiumsdiskussion, in der viele aktuelle Themen behandelt wurden. Die Tagung war eine rundum gelungene Veranstaltung, die erneut den Diskussionsbedarf innerhalb der Manufakturen deutlich machte. Eines ist somit sicher: Es wird eine zweite Fachtagung geben.

Den Auftakt machte die Keynote von Ursula Müller, Ministerialdirigentin im Auswärtigen Amt, zum Thema „Auslandswirtschaftsförderung für Deutsche Manufakturen“. Frau Müller betonte die Bedeutung eines erfolgreichen deutschen Mittelstandes für das politische Gewicht Deutschlands im Ausland. Um auch international erfolgreich zu sein halte das Auswärtige Amt zahlreiche Informationen bereit und stünde auch den anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmen jederzeit mit Rat und Tat zur Seite.

Im Anschluss folgte die zweite Keynote von Prof. Dr. Bettina Göttke-Krogmann (Burg Giebichenstein, Kunsthochschule Halle) und PD. Dr. habil. Steffen Sammler. Unter dem Titel „Imagination Manufaktur“ beschäftigten sich die Wissenschaftler sich mit der Manufaktur im kulturellen Kontext. Demnach könne die Manufaktur eine Brücke sein zwischen eigener und fremder Tradition – und hier vornehmlich eine Inspiration. Zudem könne sie auch Mittel sein, um die eigene, vergessene Tradition wieder zu entdecken – zum Beispiel über die Arbeit mit lokal verfügbaren, kaum noch genutzten Materialien. Eine Perspektive für die Manufaktur sei der Trend hin zum partizipativen Konsumenten, der Transparenz schätzt und teilhaben möchte an der Produktion seiner Produkte.

Nach einer Kaffeepause, die ausreichend Platz für Austausch und gegenseitiges Kennenlernen bot, folgte eine Podiumsdiskussion zum Thema „Manufaktur vs. Luxus“. Diskutanten waren Dr. Frank Müller (Bridge of Luxury), Prof. Dr. Peter May (INTES, Akademie Deut. Familienunternehmen), Annette Roeckl (Roeckl Handschuhe & Accessoires) und Ulrich Welter (WELTER Manufaktur Wandunikate).

Dass es eine Renaissance der Manufaktur gebe, darin waren sich alle Podiumsteilnehmer einig. Doch handgemachte Produktion allein mache noch kein erfolgreiches Unternehmen. Prof. Dr. May hob hervor, dass gutes und professionelles Wirtschaften die Grundlage eines jeden Betriebes sein müsse – dort habe die vermeintliche Romantik einer Manufaktur keinen Platz. Herr Welter betonte, man dürfe keine Angst vor hohen Preisen haben. Wenn die Produkte das Geld wert seien, würden sich auch Käufer dafür finden.

Das ursprünglich als zentrale Streitfrage gedachte Thema „Manufaktur vs. Luxus“ wurde vergleichsweise knapp diskutiert. Dr. Müller hob hervor, dass die zum Teil negative Konnotation von „Luxus“ nicht nötig sei: „Luxus muss nicht laut sein!“, so der Unternehmensberater.  Man solle daher ganz bewusst und offen im Luxussegment auftreten. Die Podiumsteilnehmer stimmten aber darin überein, dass die Käuferschichten für die meisten Produkte vergleichsweise gering seien. Dennoch konnte z. B. Frau Roeckl davon berichten, dass viele Menschen ihre Ersparnisse für Produkte aus ihrem Hause ausgeben würden,  weil es etwas Besonderes, qualitativ hochwertiges sein soll – auch eine Form von Luxus.

Leidenschaftlich wurde die Diskussion zwischen Dr. Müller und Annette Roeckl, als ersterer Manufakturen als „lebendige Museen“ bezeichnete. Frau Roeckl wehrte sich gegen den Begriff des Museums, der für sie eine rückwärtsgewandte Konnotation habe. Ihr gehe es nicht darum, die kalte Asche anzubeten, sondern die Glut weiterzutragen – eine Aussage, mit der Frau Roeckl zustimmenden Applaus aus dem Plenum erntete.

Abschließend wurde die Frage diskutiert, ob ein neues Siegel „Handmade in Germany“ etabliert werden könne, um explizit auf Produkte aus deutschen Manufakturen hinzuweisen. Dr. Müller war dabei der Ansicht, dass eine lupenreine Definition von „Handmade in  Germany“ praktisch nicht möglich sei. So würden z. B. viele Manufakturen zumindest mit Unterstützung (einfacher) Maschinen arbeiten. Laut Müller entstehe so ein „mythischer Raum“, in dem unter dem Begriff der Manufaktur viel ausprobiert werden könne. Herr Welter ergänzte abschließend, dass eine lupenreine Definition nicht zwingend nötig sei, so lange man „Handmade in Germany“ unter dem Dach der Initiative Deutsche Manufakturen transportieren könne.

Mehr Informationen zu der Buchvorstellung "HANDGEMACHT" und dem abschließenden Gala-Dinner folgen in Kürze.


< Handmade in Germany – Hollywoods Oscar-Bühne aus Berlin, Katja Flints Gala-Schuhe aus Meck-Pomm, Weltmeister-Sättel aus Krefeld.

 
 

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